02. Oktober 2014
Bildungspolitisches Grundsatzpapier
Bildung ist für die regionale Wirtschaft ein wesentlicher Standortfaktor. Die Handelskammer beider Basel hat aus Sicht der Wirtschaft ihre Erwartungen an das Bildungssystem in einem Grundsatzpapier zusammengefasst und die entsprechenden bildungspolitischen Handlungsfelder aufgeführt. Ihre daraus resultierenden Positionen will die Kammer gezielt in die Bildungspolitik einfliessen lassen.
Die Unternehmen sind auf ein erstklassiges Bildungssystem angewiesen. Ein Bildungssystem das leistungsorientiert und transparent ist, das Talente gezielt fördert aber auch schulisch Schwächere nicht vernachlässigt und das vergleichbare Bildungsstandards in Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz setzt. Kurz: ein Bildungssystem, das gewährleistet, dass die Wirtschaft ihren Bedarf an gut ausgebildeten und hoch motivierten Arbeitskräften auf allen Stufen decken kann.
Duale Berufsbildung im Fokus
Durch den anhaltenden Trend zu allgemeinbildenden Bildungsgängen (Gymnasien, Fachmittelschulen, Brückenangebote) fehlen den Unternehmen zunehmend gut ausgebildete Fachkräfte, weil nicht genügend schulisch starke Lehrstellenbewerber rekrutiert werden können. In ihrem Grundsatzpapier legt die Handelskammer deshalb einen Fokus auf die Stärkung des dualen Bildungsweges. Damit mehr Schülerinnen und Schüler aus der obligatorischen Schule direkt in eine Berufslehre einsteigen, setzt sich die Kammer für eine weitere Imageverbesserung der dualen Berufsbildung ein. Während der obligatorischen Schulzeit sollen sowohl die Schülerinnen und Schüler aller Niveaus (A, E und P) als auch deren Eltern über die vielfältigen Möglichkeiten der Berufslehre informiert werden. Insbesondere muss gezielter vermittelt werden, dass die Berufslehre mit Berufsmaturität dank hoher Durchlässigkeit in die Tertiär-Stufe dem gymnasialen Bildungsweg ebenbürtig ist und dass die vielfältigen Angebote der höheren Berufsbildung im Anschluss an die Berufslehre ebenso attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten bieten.
Weiter engagiert sich die Handelskammer für die Intensivierung der Kontakte zwischen den Schulen und den Lehrbetrieben. Durch die direkte Begegnung mit Ausbildnern, Lernenden und jungen Berufsleuten gewinnen die Lehrpersonen authentische Eindrücke von der dualen Berufsbildung, die sie ihren Schulklassen weitervermitteln.
MINT-Förderung vorantreiben
Für Unternehmen die in naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen tätig sind, akzentuiert sich der Fachkräftemangel besonders stark. Die Nachfrage nach MINT-Fachleuten (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. In der Schweiz richten aber zu wenig Jugendliche ihre berufliche Zukunft auf die MINT-Bereiche aus. Nach Meinung der Handelskammer muss eine alters- und stufengerechte Auseinandersetzung im MINT-Bereich während der ganzen schulischen Laufbahn erfolgen. Schülerinnen und Schüler sollen schon ab der Primarschule erleben können, wie spannend und herausfordernd naturwissenschaftliches und technisches Lernen sein kann um später zu erkennen, dass Naturwissenschaften und Technik zukunftsträchtige Beschäftigungsfelder mit interessanten beruflichen Perspektiven bieten.
Hochschule und Wirtschaft
Der beharrlichen Forderung der Handelskammer nach einer systematischen Zusammenarbeit zwischen Universität und Wirtschaft trägt der neue Leistungsauftrag 2014-2017 für die Universität Basel unter dem Titel „Kooperation mit der Wirtschaft“ ausdrücklich Rechnung. Die Fachhochschule FHNW hat mit ihrem ausgeprägten praxisorientierten Profil und als innovativer Partner in der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung sowie für Dienstleistungen weiterhin einen hohen Stellenwert für die Wirtschaft in der Region Basel. Es ist wichtig, dass die Fachhochschule den Praxisbezug ihrer Lehre und die Anwendungsorientierung ihrer Forschung weiterhin als ihre Stärke pflegt. Tendenzen zur Verwässerung der beiden Hochschultypen lehnt die Kammer ab.
Ja zu HarmoS
Die Handelskammer unterstützt die landesweite Schulharmonisierung. Durch die strukturelle und inhaltliche Harmonisierung der kantonalen Bildungssysteme wird die Mobilität der erwerbstätigen Bevölkerung mit Familien erleichtert. Zudem ist es für Unternehmen in Zukunft einfacher, die einzelnen Schulabschlüsse miteinander zu vergleichen. Das hat zur Folge, dass der Rekrutierungsprozess von Auszubildenden und Fachkräften erleichtert wird.
Der Beitritt der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft zu HarmoS ist aus Sicht der Kammer eine Errungenschaft. Damit wird u.a. die langjährige Forderung der Wirtschaft nach einem einheitlichen Schulsystem im Wirtschaftsraum Basel umgesetzt. Jedoch erkennt auch die Handelskammer, dass schweizweit einige Bereiche noch nicht harmonisiert worden sind wie beispielsweise die nicht koordinierte Reihenfolge der Fremdsprachen. Die Kammer fordert Politik, Verwaltung und Schulen deshalb auf, die Harmonisierung auch in diesen Punkten weiter voranzutreiben und insbesondere in den beiden Basler Kantonen auf der Grundlage des Lehrplans 21 ebenfalls einen einheitlichen Lehrplan zu erlassen.
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